Eine Insel ist ein Land, das von Wasser umgeben und vom Festland getrennt ist. Stündlich legt die Fähre von Piombino ab und kommt im Hafenbecken von Portoferriao an. Wer direkt nach Elba fliegt spürt diese Grenzen nicht. Die Odyssee erzählt von der Irrfahrt von Insel zu Insel, jede weckt erneut die Hoffnung, dem feindlichen Meer zu Entrinnen, ein Paradies vorzufinden. Doch es lauern Gefahren, die nur knapp überwunden werden können. Und wieder sind die Gefährten heimatlos, gefangen in einer kleinen Nussschale von den Stürmen hin und hergeworfen.
Die Fähre ist wie die glänzende Lounge eines Hotels, an der Bar der Kaffeeautomat, er schäumt die Milch auf. Der Blick aus dem Panoramafenster verrät, wir sind auf dem Meer.
Bin ich heimatlos und dem Schicksal ausgeliefert? Nicht auf Elba, sie ist meine Hausinsel. Bilder früherer Reisen ziehen vorbei. Das Vertraute kann auch langweilig werden, stellt das heute eine Gefahr dar? Meine Gefährten, Freund und Freundin, begleiten mich. Wir nähern uns der felsigen Küste Elbas, die grünen Hänge der Macchia, bergiges Hinterland. Auf Deck mache ich Karin mit der Insel bekannt, wie mit einer langjährig guten Freundin. “Dort die ersten Häuser, das ist Cavo, hier beginnt morgen unsere Wanderung”. Der Wind nimmt meine Worte ungehört mit sich fort. Das Schiff läuft in die Bucht von Portoferriao ein, neben dem Fährhafen das alte Hafenbecken mit wehrhaften Befestigungsanlagen aus alten Pisaner und Medici Zeiten gegen Plünderung und Piraterie. Wehrhaft auch heute, gegen die Kreuzfahrtschiffe. Diesmal rufe ich mit dem Wind “Es lebe der Individualtourismus!”
Die erste Nacht führt zum ältesten Hotel der Insel, dem Ape elbana, Günter holt das Wörterbuch aus der Hosentasche – was der alles in der Hosentasche mitträgt! “Ape ist Biene”. Ein Wahrzeichen für die blumenreiche Insel? Natur suchen wir, die Insel zwischen die Beine nehmen, in die weite Welt wie das tapfere Schneiderlein. Wo liegt das wahre Abenteuer? Sicherlich nicht im Aussuchen der richtigen Pizzeria. So früh im Jahr, Anfang April haben die meisten noch geschlossen.
Wir gehen den gespurten Weg, den Grande Traversata Elbana, kurz GTE. Bis uns der öffentliche Bus an die nordöstlichste Spitze nach Cavo bringt, klappert er alle Orte im Osten ab. Wir liegen tief in den Sitzen und lassen uns kutschieren. Beim Ausstieg sehen uns die Insulaner nach, die Rucksäcke zeigen, was wir für welche sind. Uns bedeuten sie die Freiheit, einem Italiener käme es einer Nötigung gleich.
Günter trägt den größten Rucksack, Fotoausrüstung und Schlepptop. Ich leiste mir das schwere Fernglas, meine Zettelwirtschaft aus kopierten Texten, und einen Reiseführer. Karins Rucksack ist leichter, ihr Begleiter ist das Tagebuch.
Die Wegmarkierung ist frisch getüncht. Die Pfade mit den alten Pflastersteinen und Mäuerchen führen direkt über die Höhenrücken von Dorf zu Dorf. Einstmal gingen hier Bauern mit ihren Eseln, Felder bestellen, Waren transportieren und im Winter blieb Zeit Freunde zu besuchen. Sind meine Vorstellungen zu romantisch? In den 50er Jahren gab es hier noch jede Menge Esel. Gern möchte ich einem auf unsere 7 tägigen Reise begegnen, seine weichen Nüstern kosen, über sein graues Fell streicheln, die kleinen Hufe klappern hören, geruhsam mit einer Eselsstärke vorwärts kommen.
Die erste Rast, der erste Aussichtspunkt, im Krieg war er Kontrollpunkt. Elba hat genau die richtigen Maße, 40 km lang und bis zu 25 km breit. Eine kleine übersichtliche Welt, die wir in einer Woche durchwandern. Durch ihre Isolation hat eine Insel experimentellen Charakter, kann ein Schiffsbrüchiger allein überleben, dieser Gedanke bewegte Daniel Defoe zu seinem Roman “Robinson Crusoe”.
Unser Tagesetappenziel ist Rio nell´Elba, ein ehemaliges Bergarbeiterdorf. Jede Gasse führt über Treppen und Tore zur Piazza. Die alten Klostermauern, die Kirche, die kleinen 2-3 stöckigen Häuser rundherum. Auf den Mäuerchen, Treppen, und hölzernen Bänken sitzen alte Männer, Mütter schauen nach den spielenden Kindern. Wo sind die jungen Männer?
In der Bar haben wir ein Foto von Januar 1991 entdeckt, die schneebedeckte Piazza, ein Jahrzehnteereignis. Die Alten warnen uns, es könnte Anfang April kühl werden und anhaltend regnen. Carlo hat uns einen Schlüssel unter die Fußmatte unseres Quartiers gelegt. Ich habe unter der falschen Fußmatte gesucht, wir stehen unter Beobachtung, ein netter Nachbar hilft.
Karin sammelt Details wie die schönen Straßenlaternen, zeichnet sie ab und hält sie auf ihrem kleinen Fotoapparat fest, sie sagt, der ganze Ort sei so liebevoll und edel und lädt ein zum Verweilen. Im Namen des Örtchens steckt “Rio”: Fluss, ein Quellflüsschen, es fließt durch ein öffentliche Waschhaus. Gemeinsam waschen, es war einmal – gemeinsam wandern klingt in meinen Ohren besser.
Von Rio nell Elba führt der Weg wieder hinauf, wir schrecken zwei Rebhühner auf, viel zu schnell für unseren “Großbildjäger”. Ich würde so gerne Wildschweine und Mufflons sehen. Die aufgewühlte Erde, Wildschweine haben die Wurzeln schöner Blumen ausgegraben. Auf dem Cima del Monte, einem kahlen Bergkamm, haben wir Aussicht auf Abhänge mit schroffen Felsen, die Burg Volterraio thront mit seinem kalten Gemäuer auf dem Nachbarberg. Rundherum Wildnis, mit dem Fernglas suche ich die Felswand nach Vogelnestern ab.
Wir sehen über die Küsten in die Bucht von Portoferraio, im Westen der höchste Berg, der Monte Cappane mit den typischen Antennen. Weiter am Horizont, das müsste Korsika sein.
Anstatt Mufflons weiden in schattigen Grasmulden eine Herde Hausziegen. Unter ihnen ein großer zotteliger Geselle. Ein schwarzer Weg führt eine steile Schlucht hinunter, unser Ziel, die Kapelle im Talgrund sehen wir schon, doch wir verlaufen uns, nach heftigem Abstieg, ein steiler Abbruch. Die Wasserreserven werden knapp, im Stillen werfe ich Günter kleine Pfeile in den Rücken, “wie kannst du uns erst runterjagen und dann wieder hinauf?”
Die Wallfahrtskapelle der Madonna von Monteserrat, ein in Seenot geratener Admiral schickte ein Stossgebet gen Himmel: “Liebe Mutter Gottes, wenn ich aus diesem Sturm wieder lebendig herauskomme errichte ich dir eine Kapelle.” Die alte geziegelte Wasserleitung verrät es, die Heiligtümer auf Elba sind immer an Quellen.
Dem Flüsschen entlang hinunter, ein verwunschener Garten, die Tiere erstarrt in Ton, eine mächtige Pinie, sie trägt einen Namen “Pino Nonno”, am Ende die Bucht von Barbarossa, der berüchtigte Pirat soll hier gelandet sein. Wir rennen, Günter möchte an der Küste den Sonnenuntergang einfangen. Die Festung dient bis heute als Gefängnis, früher hieß der Ort Longone, “einen Besuch in Longone machen” war für den Italiener gleichbedeutend mit ins Kittchen wandern. Da nutzte auch der spätere Zusatz “Porto Longone” nichts. Da wurden die Wortzauberer betraut, die haben den Ort in Porto Azzurro umgetauft.
Gemütliche Familienhotels, die sich in den heißen Sommern mit dicken Mauern, Bodenfliesen und Fensterläden um das kühlende Wohl der Gäste bemühen, sind Tradition. Nach der langen Wanderung machen wir gerne das “due torre” zu unserem Hafen. Als erstes tauschen wir unser festes knöchelhohes Schuhwerk gegen Sandalen ein.
Am nächsten Morgen schneiden wir mit dem Bus den GTE einfach ab, ein bisschen schade schon, könnte ja ein schöner Teil gewesen sein. Selbst eine kleine Insel wie Elba kann aus der Perspektive des Wanderer ganz schön lang sein.
Dass eine Insel auch ein Gefängnis sein kann, erzählt die Geschichte von Napoleons Exil 1814. Alle Wege führen zu ihm, wir sind die einzigen Gäste, die Standfrau an der Auffahrt zu dem herrschaftlichen Kaisersitz, die Kassiererin, der Museumswärter, alle haben heute extra für uns geöffnet. Wir fühlen uns sehr wichtig. Die Zeit auch hier, 200 Jahre stehengeblieben, die versteinerten Adler blicken die Auffahrt hinunter über Portoferrio und hinaus zum Festland.
Die drei Bienen im Wappen, heute ein Wahrzeichen für Elba stammen von Napoleon. Ein summender Busch, zum Glück, Leben.
An der Straße warten wir auf den Bus 125, Günter hat den aktuellen Zeitplan, ich schicke ein Stossgebet an die Madonna. Er ist pünktlich. Unser Ziel ist das Hafendörfchen Marciana Marina, den Fußmarsch von 15 km möchten wir uns sparen, einmal faul immer faul. Der Bus ist pünktlich, das Wochenticket schon bezahlt, so einfach ist das.Es wird eine Sightseeingtour, mit Schleifen und Wiederholungen, Zeit von meiner ersten Elbareise zu erzählen:
Es war in den 70ern, August, Hochsaison, und ich 19 Jahre. Ich fuhr im knallgrünen VW Käfer, alle Campingplätze waren voll. Elba mag mich nicht, das war mir klar.
Als letzten Ausweg ein kleiner Badeort, das blaue Wasser, Pensionen mit Gärten voller exotischen Blüten lockten. Die Straßen waren trotz Verbotsschilder mit Autos zugeparkt, die Situation erschien aussichtsloser denn je. Ein Wunder geschah, ich durfte im Garten eines noblen Hotels mein Zelt aufstellen. Steil fiel die Küste ab, wie ein Schiffskapitän blickte ich auf das Meer hinunter. Elba war wie die erste Liebe, schwierig. Lange heiße Nächte ohne Schlaf, rumstehen in engen Discos, schattenloser Strand, Fieberblasen die sich über meine Lippen ausgebreitet haben.
Ein Abenteuer mit einem asketischer Künstler mit Strohhut, er erzählte mir auf der Terrasse seines kühlen Steinhauses, wie er sich in die Frau seines besten Freundes verliebte.”
Heute ist es ruhig und beschaulich in Marciana Marina. Wir gehen zum Hafen, auf der Terrasse einer Bar, wir sind die einzigen Gäste. Karin springt die kleine Mauer hinunter zum steinigen Strand. Wie sie wieder zurückkommt liegen in ihrer Hand kleine Fundstücke. Auch mit ihrem Fotoapperat sammelt sie.
An der Hotelrezeption der mitleidige Blick auf unsere Rucksäcke, “sie sind ohne Auto?” wir lächeln und nehmen auch gerne von den süßen bunten Gelees in einer weiten Glasschale am Empfang. Während unseres zweitägigen Aufenthalts gehen wir nicht durch den Hoteleingang, ohne jener Glasschale einen Besuch abzustatten.
Abends bei Vino Elba rosso überrasche ich Karin mit ein paar Fotos aus den 90er Jahren, auf einem sind ihre und meine beiden Kinder abgebildet, sie halten sich an einer Luftmatratze fest, eine Welle reißt sie nach oben, sie schreien in höchster Freude. Karin betrachtet die Bilder lang.
Unsere Wanderungen rund um Marciana im Westen führen uns an Plätze vorbei, die ich damals mit ihren Kindern besuchte. Erinnerungen und Anekdoten in kleinen Dosen. Eine stille Gedenkreise für ihre Tochter.
Der Himmel ist grau. Wir kommen ab vom GTE, anstatt gehen wir von Marciana Marina nach San`t Andrea. Der Weg führt ganz sacht die Küste entlang, immer den Wellenschlag am Ufer im Ohr. Hier wirkt die Macchia im Gegensatz zu den hellen Buchten besonders dunkel. Entlang kleiner Ferienhäuser mit Gärten, Obstbäumen und Weinreben, dazwischen ein Bach und Schilf. In der Vorsaison sind die Pensionen noch geschlossen.
Günter findet einen vierbeinigen Gefährten, seine verzweifelte Herrin ruft ihm nach. “Chico!”, er ist offensichtlich auf beiden Ohren taub.
Steine sind die stillen Wächter des Weges, herausgewaschen bilden sie natürliche Skulpturen.
Wer über Elba schreibt, schreibt nichts Neues, Alles und Jedes, ob von ganz früher, damals oder heute haben die Findigen schon zusammengetragen, auch ein Inselphänomen. Das ist doch gerade das Schöne, wenden die Elbafreunde ein.
Wir rasten an der kleinen Badebucht, das Wasser klar, ein bisschen Sand in weichem Boden zwischen glatten Felsen. Am Ufer einige umgekehrte Barken, eine private kleine Schiffwerft. Mein Urstrand hier, es gibt alte Fotos in meinen Alben. Vorne an der Wasserlinie knie ich nieder und suche nach kleinen Schneckendeckelchen, die mit einer Spirale gezeichnet sind.
Zurück nehmen wir den Weg über den Ort. Sehen in die Gärten, hier wachsen alle Blumen, selbst die Hecken bilden Orleander. Zitronen-, Orangen-, Kirsch- und Mandelbäumchen erfreuen ganzjährig, die Feigenkakteen locken mit ihren roten Früchten. Die Glyzinien breiten ihre Pracht über dem Carpot aus, Gladiolen, Schwertlilien, Orchideen, lila, blau, rosa und zartgelb wuchern in Vorgärten, und der Jasmin weht über die Insel. Weiter oben die wildwachsenden Hänge, wir überqueren die Küstenstraße und ziehen hinauf über die Berge. Wir bewundern die vom Regen und Wetter geformte Steinskulpturen, manche tragen Namen, wie “Aquila” und der Garten der Monster “Mostri di Pietra” ein versteinerter Saurier- und Echsenpark. Einen langen Weg sind wir heute gegangen bevor wir im Bergdörfchen Marciana Alta ankommen.
Eine flinke grauhaarige Dame kommt vom Parkplatz heraufgelaufen, ich habe die Begegnung noch von zu Hause aus arrangiert. Ich wollte Karin, Uta Karl-Mazzei vorstellen. Sie hatte uns damals ihre beiden Ferienhäuser vermietet, Ich zeige Frau Mazzei ein Foto von damals, sie kann sich nicht an uns erinnern, na klar es ist auch schon 22 Jahre her.
Frau Uta Karl Mazzei verzaubert uns. Sie ist eine weitgereiste Frau, schreibt, fotografiert, hat einen Elba Reiseführer verfasst und wohnt seit 30 Jahren im Frühling und Sommer auf Elba. Bei einem gemeinsamen Abendessen geben wir uns ganz ihrer Essensbestellungen hin, mir wird klar wie viele Erlebnisse, Begegnungen, Lieben, Häuser und Gärten, Reisen, Entdeckungen in ein Menschenleben passen. Und Uta erzählt leidenschaftlich, sie habe ihrem kleinen Lieblingsneffen lieber Gutenachtgeschichten erzählt als mit seinen Eltern den Abend zu verbringen. Beim Abschied überreicht sie mir Ihr letztes Buch “Sie nannten mich Rotstrumpf” ich freu mich über ihre Widmung “an eine Erzählkollegin”.
Der nächste Tag führt uns wieder zur Bushaltestelle, pünktlich bringt er uns zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung von Marciana Alta nach Chiessi. Wir gehen im Regen den Kreuzweg zu dem Heiligtum Maria del Monte. Wir trinken das Quellwasser aus dem steinernen Löwenkopf, in Stille und jede in ihren Gedanken. Der Panoramaweg in strömenden Regen, Karin schreibt am Abend in ihr Tagebuch: “mein Rucksack hat keinen Regenüberzug, ganz schwierig – der Weg ist grossartig – klamme Finger – wir machen keine Pause.” In Chiessi ist das Ende des GTE erreicht. Wir sind im äußersten Westen der Insel. Zeit zum Trocknen, wir sitzen im warmen Bett und lesen, “LA CARBONAIA” auf deutsch der Kohlenmeiler. Uta Karl schreibt darin wie sie auf ihren Streifzügen über die Insel auf ihre neue Liebe gestossen war. Roberto Mazzei, er war Weinbauer und sie nennt ihn liebevoll den “letzten Köhler auf Elba”. Humorvoll sind ihre Texte, Andeutungen sind zwischen den Zeilen versteckt.
Wir sind Eingeweihte und schmunzeln. Die Fotos zeigen die Mühen eines alten Handwerks, aber auch die Verbundenheit mit den Elementen Feuer, Holz und Erde.
Bei einem Abendspaziergang in Chiesi, sehe ich die langgezogene Insel Pianosa. Sie war eine Gefängnisinsel mit “freilaufenden Gefangenen” es gab einen Dorfladen, Gärten und Landwirtschaft, selbstversorgend, heute ist Pianosa verlassen, eine Geisterinsel.
Ihrer Freiheit beraubt fühlen sich heute vielleicht die Elbaner selbst, denn sie müssen bleiben, während wir herumziehen wie wir wollen. Die jungen Leute möchten auf das Festland, in den Großstädten liegt das Tor in die weite Welt.
An den schönsten Orten Elbas, Schilder mit der Aufschrift “Vendesi”, zu verkaufen. Kleine Welt, große Welt, Günter schüttelt den Kopf. Am nächsten Morgen im Restaurant unseres neu eröffneten Hotels der Blick aus dem Fenster, klare Sicht, weit draussen auf dem Meer liegt die Silhouette von Korsika, auf ihren Spitzen liegt Schnee.
Der Bus fährt uns nocheinmal über die Insel, diesmal entlang der Südseite, die Namen der Orte klingen schön in meinem Ohr, Pomonte, Fetovaia, Seccheto, Cavoli. In Marina die Campo durchquert der Bus wieder die Insel, hier und da haben Bauern Macchia ausgeholzt, Rauchsäulen steigen in die Luft, Elba hieß bei den Griechen Aethalia, die Rauchende. Ich halte Ausschau, nirgendwo ein Esel. Zurück in Portoferriao.
Wir haben Zeit, nachdem wir unsere Rucksäcke im “Ape Elbana” abgelegt haben können wir unbeschwert die Stadt besichtigen. Nach der Inseltour wirkt sie auf uns weltmännisch und groß. Mein Reiseführer empfiehlt “Aqua dell Elba”, ein Parfum in zart azurblauem Fläschchen, es verspricht den köstlich süssen, frischen Duft der Insel eingefangen zu haben. Ich hätte lieber den herben Geruch der Macchia mit nach Hause genommen, eine Mischung aus Lavendel, Rosmarin, Anis, Heckenrosen, und dem würzigen immergrünem Nadel- und Buschwerk. Eine wildwachsende Lebenskraft. In ihrem Schutz habe ich die Insekten, die kleinen blauen, gelben und orangen Falter und die handtellergroßen Schwalbenschwanz Schmetterlinge gesehen.
Am Abend gehen wir noch in die Bar am Piazza Cavour, die wenigen jungen Leute der Insel haben sich hier zum Dartspiel versammelt. Wir schauen ihnen zu, heute ist unser letzter Abend, bei einigen Gläschen Elba rosso umwölkt uns die Wehmut.