Die Bedeutung des Schlafs wird vielfach, insbesondere von Führungskräften der Wirtschaft, unterschätzt. Man hat einen vollen Terminkalender, man hat dann noch Büroarbeiten zu machen, außerdem sind noch Fristen einzuhalten und dann steht man noch im Stau. Man wünscht sich, dass man mit weniger Schlaf auskommt, um alles auf die Reihe zu bringen. Viele Unternehmer messen sich deshalb untereinander, wer mit weniger Schlaf auskommt und wenn man solch einem Gespräch zuhört, meint man, sie messen die Zeitspanne ihres Schlafes mit der Stoppuhr wie ein Sportler seine Laufzeit bei seinem Marathonlauf.
Wer so denkt, denkt falsch, denn ein guter Schlaf erhöht nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch die Kreativität. Viele Dinge erledigen sich zudem tatsächlich im Schlaf. Der Schlaf gehört zum biologischen Programm jedes Menschen und dieses Programm kann ohne Schaden nicht umprogrammiert werden. Je nach biologischem Programm kommt der eine mit fünf Stunden Schlaf aus und der andere benötigt neun Stunden. Wer weniger schläft, als seine biologische Programmierung verlangt, schädigt sich. Es gilt der Grundsatz: „Wer zu wenig schläft, wird dick, dumm und krank“. All dies sind gesicherte Erkenntnisse der Hirn- und Schlafforschung.
Eigentlich müssten sich die Unternehmensführer danach messen, wer es geschafft hat, trotz vollem Terminkalender länger zu schlafen, denn:
- Erst der Schlaf ermöglicht es dem Gehirn, Erlerntes langfristig abzuspeichern.
- Im Schlaf erarbeitet das Gehirn aktuelle ungelöste Probleme und findet durch die Kreativität Lösungen, auf die man in der Hektik des Tagesgeschehen oftmals nicht oder nur mit erheblichen Zeitverzögerungen kommen würde.
- Im Schlaf arbeitet das Immunsystem des Körpers auf Hochtouren und erhält damit die körperliche Leistungsfähigkeit.
- Im Schlaf wird das Erlebte und Erlernte durchlebt und neu bewertet. Das Gelernte wird wiederholt und abgespeichert.
- Die Nervenverbindungen werden auf den neuesten Stand gebracht, indem Bewährtes verfestigt und nicht Bewährtes gelockert oder aufgegeben wird (Übrigens: Diese Tatsache führt dazu, dass das Change-Management m Unternehmen immer schwerer wird im Hinblick auf ältere Menschen, weil dort die bewährten Strukturen sehr fest sind und damit nur mit größerem Aufwand und bei einer größeren Zeitdauer geändert werden müssen.)
- Im Kurzzeitspeicher wird der Datenmüll gelöscht.
Jede Schlafphase hat dabei ihre Eigenarten. Die Traumphase kümmert sich vor allem um das prozedurale Lernen, wie z.B. die Bedienung und Steuerung technischer Geräte, also von Prozessen (z.B. Bedienung eines Gabelstaplers oder das Schreiben auf der Tastatur des Computers). Dagegen kümmert sich der frühe Schlaf mit seinen langen Deltawellen um das deklaratorische Gedächtnis, also um das Lernen im engeren Sinne.
Um einen gesunden Schlaf zu haben, sollte man insbesondere folgendes beachten:
- Die Verdauungsorgane sollen schon frühzeitig zur Ruhe kommen. Deshalb sollte man nach 19 Uhr nichts mehr schweres Essen. Am besten ist, dass man nach diesem Zeitpunkt gar nichts mehr isst.
- Probleme des Tages sollten nicht mit in den Schlaf genommen werden. Dies kann trainiert werden, beispielsweise indem man am Abend noch ein paar Zettel schreibt, auf denen die Themen notiert werden, die man am nächsten Tag erledigen möchte. Damit kann man sich mental freimachen, weil die Aufgaben erst am nächsten Tag zur Lösung anstehen.
- Am Abend sollten weder aufregende Gespräche geführt noch sollten aufregende Filme angesehen werden.
- Das Licht sollte in zunehmender Weise dunkler werden.