Seit geraumer Zeit tobt ein Medienboom im Kampf um die beste Aufmerksamkeit – und dieser wird immer stärker. Zur Jahrtausendwende wurde das Internet langsam erwachsen. Facebook, Google & Co. waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht existent. Das Internet hatte für die Anbieterseite enorme Vorteile. Wer seine Waren und Dienstleistungen angeboten hat erfuhr, dass es nunmehr wesentlich einfacher und billiger war, seine Werbeprospekte und Kataloge im Internet darzustellen. Vorher mussten hierzu Druckvorlagen erstellt werden, ein aufwendiger Druck durch geführt werden und das alles musste dann mit hohen Kosten für die Verteilung an den Kunden gebracht werden.
Wer meinte, seine Meinung öffentlich sagen zu müssen, war vorher auf aufwändige Veranstaltungen mit Organisationen und teuren Plakatierungen angewiesen. Jetzt ging das plötzlich ganz einfach als Blog.
Anfangs war die einzige Schwierigkeit, dass man fundierte Kenntnisse zur Internetprogrammierung haben musste. Dem wurde abgeholfen, denn parallel dazu entwickelten Organisationen die Nutzung freier Software für die Internetnutzung, für die keine Programmierkenntnisse notwendig waren. Die einen nutzen eine freie Blogger-Software, andere nutzten Internetprogramme wie WordPress oder Joomla. Wiederum andere stellten ihre Beiträge als Videos unter Youtube dar und Unternehmen errichteten ein Verkaufsportal mit aufwendiger und oftmals kostenloser Shop-Software.
Die Anzahl derjenigen, die sendeten und senden wollten und daher gehört werden wollten stieg enorm. Es entbrannte sich dadurch ein enormer Kampf um die Aufmerksamkeit. Jeder wollte gehört werden.
Dann gab es noch die enormen Veränderungen bei den Tageszeitungen und Magazinen. Die Herstellung von Printprodukten von Zeitungen und Magazinen waren teuer und die Auflagenzahlen gingen immer mehr zurück. Alsbald rechnete sich das alles nicht mehr und die Verlage strömten damit ebenso in das Internet. Jetzt wurde es wirklich eng um die Aufmerksamkeit der Leser.
Methoden zur Erhaschung der Aufmerksamkeit waren schon lange bekannt. Es musste nur reisserisch genug sein, damit man Gehör findet. Von meinem Vater hörte ich in der Nachkriegszeit oft den Ausspruch: “Drei Tote lagen auf den Schienen, BILD sprach mit ihnen”. Damit war mit klar, dass das Konzeot dieser Zeitung wqar, Aufmerksamkeit durch reisserische Aussagen zu erhalten. Viele Leser, vor allem die Intellektuellen wussten, dass diese Überschriften reisserisch und der Inhalt deshalb umso seichter war. Es entbrannte sich regelrecht ein Kulturkampf der Zeitungsleser. Wer fundierte und ausgewogene Inhalte wollte, las die Süddeutschte Zeit, die Frankfurter Allgemeine oder Spiegel und die Welt, um nur einige Beispiele zu nennen.
Der Kampf um die Aufmerksamkeit ist mit dem Internet erheblich gewachsen. Vor allem das BILD-Konzept zur Erreichung besserer Aufmerksamkeit schien der einzige Garant zu sein, um diese Aufmerksamkeit zu erlangen. Umso schlechter wurde die Informationslage durch die Nutzung des Internets. Fake-News versprachen höhere Aufmerksamkeit. Nutzer von Facebook & Co. sprengten die äußeren Grenzen und gingen weit über das Reisserische hinaus, weit hinein in Hass, Beleidigungen, Diffamierungen und das freie Erfinden von Geschichten. Die Qualität der Medienlandschaft verkam zu einer faulen Gülle, die jeden freien Spalt suchte, um andere damit zu infizieren.
Was bedeutet das für unser Glück? Jedenfalls nichts Guten, wenn man sich nicht davor schützt. Wenn die drei Toten auf den Schienen mit voller Dramatik erzählen, warum sie jetzt tot auf den Schienen liegen, gehen diese negativen Seiten der Geschichte auf den Leser über. Was bringt das dann dem Leser? Nichts, rein gar nichts! Also ist es besser, wenn man diese Geschichten gar nicht liest.
Es ist jedoch nicht einfach, solche Geschichten nicht zu lesen. Denn überall wird man mit solchen Nachrichten bombardiert. Überall machen Popup-Fenster auf und durch entsprechende Bewegungen oder Bilder soll man bewegt werden, doch noch dort hinzuschauen. Deshalb ist es besser und es bedarf einer gewissen Mühe, alles in den Einstellungen zu ändern, dass keine Popup-Fenster aufmachen, dass alle Benachrichtigungen deaktiviert sind und dass man alle Medien generell meidet, bei denen ein solches Abstellung von Nachrichtenangeboten nicht oder nur beschränkt möglich ist.
Damit man aber dennoch über die Dinge informiert ist, die einem wichtig sind, macht es Sinn, sich Zeitungen oder Magazine im Internet auszusuchen, die einen Qualtitätsjournalismus versprechen und ggf. macht es weiter Sinn, dort die Medienangebote zu abbonieren.
Ich selbst habe einen anderen Weg gewählt. Ich habe die sozialen Medien auf ein extremes Minimum reduziert. Meine Gemeinschaft weiß, wie ich erreichbar bin, nämlich über Emails und etwas Whatsapp. Wer diese Medien nicht seriös nutzt, wird deaktiviert. Und da ich sehr wissbegierig bin, höre ich mir regelmäßig fundiert recherchierte Hörbücher namhafter Autoren an, die einen hohen Qualtiätsstandard garantieren. Ich fühle mich frei und erheblich gut informiert.