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"Herbert, gehst Du mit mir runter zum Ammerseemarkt? Wir könnten dort rumbummeln und vielleicht auch etwas Schönes kaufen. Und wir werden sicherlich einige Freunde treffen. Das wäre doch schön."
"Ja, Clara, ich komme gerne mit. Wann willst Du gehen, ich möchte noch etwas an meiner Arbeit zur Geschichte des internationalen Handels schreiben. Du weißt ja, nächste Woche möchte ich mein Manuskript beim Verlag einreichen. Ich bin jetzt so in den Gedanken und möchte diese noch aufs Papier bringen."
"Gehen wir in einer Stunde?"
"Ja, das ist gut."
Etwas später auf dem Ammerseemarkt. Der Markt ist gut besucht. Viele kleine Stände motivieren zum Rumbummeln und zum Rumstöbern, ja einfach dazu, seine Seele zwischen den liebevoll dargebotenen Waren baumeln zu lassen. Für Herbert jedenfalls galt das weniger, er schaut sich mehr die Menschen an. Er findet es schön, wie unterschiedlich sich die Menschen in einer Variantenvielfalt der Öffentlichkeit präsentieren und wie kreativ, ja oftmals kunstvoll sie gekleidet sind. So hängt sein Blick lange an einem stattlichen Mann mit einem großen weißen und sehr langen Vollbart und einem flachen runden Hut ohne Krempe. "Der hat was, der strahlt eine Weitsicht und Selbstsicherheit aus, leider sieht man das immer seltener." denkt sich Herbert.
"Schau, Herbert. Diese Tücher sind sehr schön, gefallen sie Dir?" "Ja, Clara, sehr schön. Die sind bestimmt aus Indien, weil sie so fein und zart und so intensiv farbig sind."
Oh ja- so ein umfangreiches Sortiment, das findet man selten! Das alles muss ich mir genauer ansehen"
Herbert ist "not amused", da er immer noch in den Gedanken zu seiner Arbeit hängt und lieber die Menschen als die Waren ansieht.
"Was steht ihr hier rum, hier gibt es nichts zu sehen, verschwindet, sonst kommt ihr in den Kerker und wir lassen Euch alle auspeitschen. Macht den Weg frei!" Eine mächtige Peitsche knallte furchteinflößend durch die Luft.
Das gilt auch für Dich! Wer bist Du, Du bist fremd hier?! Du bist so edel gekleidet?"
"Ich bin Händler und ich möchte edle Tücher aus Indien kaufen. Ich bin mit zwölf Pferden und drei großen Planwägen hier. Ich hatte gehört, dass dieser Tage ein großes Segelschiff aus Indien ankommen soll. Ich habe viel Gold dabei. Meine Kunden sind von edlem Stand und die bezahlen gut für so seltene und weitgereiste Tücher aus dem fernen und mystischen Indien. …. Das große und majestätische Segelschiff, das hier einfährt, kommt das aus Indien?"
"Ja, Du hast recht, Fremder. Hier kommt unser Prinz, Heinrich der Seefahrer, mit Vasco da Gama persönlich! …… Wir müssen hier alles absichern, damit der Weg frei ist und unsere edlen Besucher keinen Gefahren ausgesetzt sind. …… Aber Fremder, wenn Du so viel Gold dabei hast, dann solltest Du Dich schützen. Dieses Gesindel ist doch nur hier, um den edlen Männern ihren Reichtum zu stehlen."
"Hey, ihr da, was lungert ihr hier noch rum, verschwindet! Aber plötzlich!"
Die Peitsche des Aufsehers knallte wieder in die Luft.
"Schau Fremder! Sie kommen jetzt! Komm mehr hierher, damit Du besser sehen kannst."
"Aaahh, wie freue ich mich, das sehen zu dürfen. So viele Seeleute, die den beiden Männern in der Mitte ganz untertänig und ergeben sind. Der stattliche Mann mit dem großen weißen und langen Vollbart und dem runden flachen Hut, das ist doch Vasco da Gama, oder?"
"Ja, Fremder. Ein mutiger und weiser Mann, sonst hätte er den Weg nach Indien nicht gefunden. Seine Weitsichtigkeit beschert uns hier schöne und feine Tücher aus Indien und auch viele neue und exotische Gewürze."
"Und der edle Mann mit den braunen Haaren, seinem Lippenbart und seinem weit ausholenden Hut ist dann sicherlich Heinrich, der Seefahrer."
"Ja, Fremder. Du bist sehr klug! Heinrich, der Seefahrer fördert Vasco da Gama sehr. Es ist selten, dass jemand so erfahren und abenteuerlich genug ist, um neue Länder zu entdecken. Schau, jetzt kommen sie immer näher! Ich werde für Dich um Audienz bitten.".
"Herbert, schau mal, wie gefällt Dir dieses Tuch……... Heeeeerbeeeeert, Du wirkst so abwesend! Ist was?"
"Nein, nein Clara, es ist nichts. Ich war nur in Gedanken versunken. Ja, dieses Tuch gefällt mir gut, es ist aus schöner Seide und das Orange ist so kräftig und freundlich, wie man es selten sieht. Kauf es doch und hänge es vor unser Fenster."
Bald kommen sie an einen Stand, an dem Figuren aus Holz und Ton ausgestellt. Der Stand ist viel größer als die anderen. Hier kann man in einen kleinen Innenhof gehen, in dem die große Figuren ausgestellt sind - Tiere, abstrakte Kunstgegenstände aber auch afrikanische Menschen. "Afrika-Shop" steht in mit großen Lettern über dem Eingang. Clara und Herbert gehen hinein.
"Geboten sind 750 Denar für Mokabi. Wer bietet mehr?"
Ein Mann steht auf der Bühne, angelehnt an eine weiße Mauer aus großen Sandsteinen und der Aufschrift "storax servorum mango". Das musste Mokabi sein, weil alle Teilnehmer der Auktion diesen Jüngling ansahen. Der Mann war etwa 180 cm groß, sehr muskulös und athletisch und hatte eine eher ins hellbraune gehende Hautfarbe. Neben ihm stand eher schüchtern und voller Scham eine kleine Schwarzafrikanerin, deren Oberkörper unbekleidet war und die sich mit den Händen und Armen die Brüste verdeckte. Nur ab der Hüfte war sie mit langem und feinem, wie als Schal gebundenem Tuch bedeckt.Ein Schild hing am Halse von Mokabi und der Schwarzafrikanerin. Auf dem Schild des Mannes stand "Mokabi aus Yoruba, 20 Jahre alt, gesund, sehr stark und läuft schnell, wie eine Antilope. Er stammt aus gutem Hause, hat aber Schwierigkeiten bei seiner Unterordnung."
Mokabi schaute in der Tat sehr selbstbewusst. Sein Oberkörper war unbekleidet. Um die Hüfte trug er einen breiten schwarzen Ledergürtel, der mit Eiseneinlagen reich und kunstvoll verziert war. Am Gürtel waren hellblaue Tücher befestigt, die bis zum Boden reichten und seinen gesamten Unterkörper bedeckten.
Hier wurde offensichtlich ein Edelsklave versteigert, das zeigte bereits der Preis. In der Regel wurde Sklaven zu einem Preis von 200 bis 1000 Denar versteigert. Bei Mokabi waren bereits 750 Denar geboten.
"Wer bietet mehr?" schrie ein etwa 60 Jahre alter untersetzter Mann auf der Bühne, der einen Lorbeerkranz auf seinem Kopf trug. Er war mit einem gelben Umgang bekleidet, der bis auf den Boden reichte. Das war offensichtlich der Auktionator. "Wer bietet mehr?" Mokabi kommt aus feinem Hause. Er ist zu schade, um im Stall oder auf dem Feld zu arbeiten. Wenn ihr ihn gut behandelt und erzieht, kann er Euch in euerm Atrium sehr nützlich sein, wenn ihr edle Gäste bewirtet."
"Wer bietet mehr als 750 Denar?"
"800!" erschallte es aus der vorderen Reihe vor der Bühne. Der Mann trug einen reich verzierten Umhang, der mit Gold und Bronze beschlagen war. Sein Ausdruck war sehr selbstsicher. Er hatte offensichtlich hohes Ansehen.
"800 Denar sind geboten. Wer bietet mehr? …… Wir mussten Mokabi teuer erwerben. Mokabi wurde von einem einflussreichen Händler in Yoruba an einen Kreditgeber als Sicherheit für einen Warenkredit verpfändet, den er nicht zurückzahlen konnte, weil sein Schiff mit den finanzierten Waren untergegangen war. Wir haben Morabi teuer von dem Kreditgeber erworben. Wer bietet mehr als 800 Denar?"
"850!" rief ein Teilnehmer aus den hinteren Reihen und streckte seine Hand empor.
Herbert! Du bist wieder so abwesend! Was hältst Du von dieser afrikanischen Figur. Was würdest Du dafür zahlen?
"Keine 10 Denar!"
Clara schaute Herbert fragend an.