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Sizilien ist eine herrliche Wanderinsel. Wir haben vor einigen Jahren damit begonnen, Sizilien zu durchwandern. Und seitdem lässt uns diese Wanderinsel nicht mehr los. Wer die Alpen oder auch die deutschen Mittelgebirge vom Wandern kennt, muss sich in Sizilien auf eine völlig andere Art des Wandern einstellen und umgewöhnen. Wer dies ein paar mal ausprobiert hat, dem wird es so gehen wir uns. Wir kehren immer wieder zum Wandern auf Sizilien zurück. Hier die Änderungen zum gewohnten Wandern in Deutschland, Österreich oder Südtirol.
Sizilianer wandern nicht, sie fahren mit dem Auto. Als Wanderer ist man aus der Sicht eines Sizilianers eine seltsame Spezies. "Wieso haben die kein Auto?", fragen sich viele Italiener. "So arm schauen die doch nicht aus." Hierzu eine kleine Geschichte:
Solche Erlebnisse hatten wir immer wieder und wir hatten uns schon daran gewöhnt, ungläubigen Fragen darauf zu antworten, dass wir unseren Weg zu Fuß gehen wollen.
Da Sizilianer nicht wandern, weil das aus ihrer Sicht keinen Sinn macht, gibt es kaum Wanderwege, die zum Wandern errichtet wurden. Die Wanderwege sind meist Wirtschaftswege etwa zu entfernt in den Bergen liegenden Schafställe. Da aus der Sicht diese Wege nur von den Bauern und Hirten gegangen werden und die diese Wege kennen, gibt es keine Wegweiser. Oftmals zweigen sich die Wege und man muss entscheiden, welchen Weg man geht. Anfangs sind wir oft den falschen Weg gegangen, der dann irgendwo im Nirgendwo endete und wir wieder zurückgehen mussten. Mit der Zeit haben wir eine Methode gefunden, mir der wir in den letzten Jahren sehr erfolgreich waren. Die Methode besteht aus einem Perspektivenwechsel, indem man sich in die Bauern und Schafhirten hineindenkt, was diese wollen und warum es welchen Weg gibt. Man muss sich natürlich vorher genau die Karten und auch das Gelände ansehen, wie es sich aus der Sicht der Bauern und Hirten darstellt.
Aber man muss noch mehr bei der Streckenplanung berücksichtigen. Denn aus der Sicht der Bauern und Schafhirten macht es Sinn, auf einem bestimmten Weg die Schafställe zu erreichen. Wenn diese erreicht sind, endet dort oftmals auch der Weg. Wer den Weg nicht wieder zurückgehen, sondern weitergehen will, muss sich dann auch die Frage stellen, ob die Schafställe auch von der anderen Seite erreichbar sind und erreicht werden sollen. Hier kommt es vor allem auf die Besonderheiten des Geländes und dem nächstgelegenen Ort an. Wenn nämlich der Schafstall auf einem Bergrücken steht und auf beiden Seiten im Tal ein Ort ist, dann soll dieser Schaftstall auch von beiden Seiten erreichbar sein und dann gibt es meist auch einen Wanderpfad in beide Richtungen.
Es kommt immer wieder vor, dass ein Weg als Wanderweg beschrieben wird, so dass man von Deutschland und Österreich aus mit einem solchen Wanderführer bestückt gut und sicher schöne Wege finden und gehen kann. In sorgfältig erstellten Wanderführern liest man dann in der Regel nach, dass trotz Weggeschreibung ein gutes Orientierungsvermögen notwendig ist, da sich die Wege dann oft und schnell verlieren und man sich leicht verlaufen kann. Vor allem ist auch darauf zu achten, wie alt der Wanderführer ist. Hierzu eine kleine Geschichte:
Hierzu eine kleine Geschichte:
In einem Wanderführer haben wir eine schöne Wanderung gelesen, zu der wir nach
diesem Wanderführer gestartet sind. Was
wir damals noch nicht bedacht hatten war, dass der Wanderführer schon acht Jahre alt war. Der Wanderführer beschrieb einen
schönen Weg in einem Naturpark, der mit Förderung der EU gebaut und dort ein schöner Wanderweg errichtet wurde. Der
Autor des Wanderführers war auch sehr sorgfältig und beschrieb, an welchen Stellen die Orientierung schlecht ist und woran
man sich orientieren kann, um den richtigen Weg zu finden. Es war zwar nicht immer einfach, aber wir haben jeweils die
nächsten Wegstücke gefunden. Sodann ging der Weg über einen etwa 200 m breiten Sattel, über den wir auf die andere Seite
des Gebirges hinuntersteigen mussten. Im Wanderführer war beschrieben, dass der Abstieg mit Markierungspfosten gut
bezeichnet sei. So suchten wir diese Markierungspfosten. Wir waren zu zweit und hatten diese 200 m zur Suche zur Verfügung.
Das Problem war, dass die Vegetation etwa einen guten Meter hoch war und wir fanden den Markierungsposten erst nach einer
Suche von 20 Minuten. Dieser war ca. 80 cm hoch und von der Vegetation total überwachsen. Freudig war für uns, dass wir
jetzt wussten, dass hier der Abstieg auf die andere Seite ist. Aber von einem Weg war ob der hohen Vegetation weit und
breit nichts zu sehen. So kam ich auf die Idee, den Wanderweg mit den Füßen zu finden, indem ich den Abstieg ertastete und
jeweils langsam immer wieder versuchte, die Einkerbungen im Boden zu fühlen. Kam der Fuß auf eine Schräge, wusste ich, dass
ich weitertasten muss, um den Weg zu finden, auf dem der Schuh waagrecht steht. Über diese Methode kamen wir dann tatsächlich
auf dem Weg nach unten und wir freuten uns, wenn nach längerer Zeit dort wieder ein solcher Markierungspfosten stand, der
von der Vegetation total überwuchert war.
Es sollte noch schlimmer kommen, denn unten am Fuße des Berges angekommen, ging die Vegetation in Dornenbüsche über, die den Weg vollkommen zugewuchert haben. Wir versuchten, uns mit Stöcken den Weg freizumachen oder unterhalb der Dornenäste auf allen Vieren durchzukrabbeln. Wir waren erfolgreich, aber von den Füßen und Händen lief uns das Blut herunter.